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mind the rage

Wutdie Substantiv, feminin
heftiger, unbeherrschter, durch Ärger o. Ä. hervorgerufener Gefühlsausbruch, der sich in Miene, Wort und Tat zeigt

Ausgehend von ihrer umfassenden, thematischen Forschung setzt das Kollektiv einen künstlerischen Rahmen, welcher mit biografischen Anekdoten, assoziativen Umgängen und persönlichen Reflektionen angefüllt ist.
Kipppunkte, Schleifen, Betroffenheit, Ventile, Erwartungen, Transformation und eine stetige Suche nach Übersetzungen; in Material, in Systeme, in Strategien – prägen die künstlerische Bearbeitung von go plastic zu diesem komplexen und präsenten Thema.  Innenräume werden beleuchtet, Spuren gesammelt und die vielen Spektren dieses Zustands ausdifferenziert.

Zwischen:
Zuschreibung und Zuspitzung
Ausbruch, Aufbruch und Abbruch,
Antreiben und Aufreiben
Aktivierung und Ohnmacht
Verdrängung und Verzerrung
Widerstehen, Wiederholen und Resignieren
Unterdrücken und Überkochen
Implodieren und Explosion
Vereinzelung und Gemeinsamkeit.
Zeitlichkeit in kurzer Raserei vs. lang anhaltendem Groll
Bewegt sich das Kollektiv auf schmalen Graden und begegnet der WUT fast überall.
Auf der Suche nach Glanzpunkten und Befreiung in all ihrer Geballtheit.
Was nimmt die Wut mit, was lässt sie da?

Die go plastic company unternimmt den Versuch, die positive Kraft der Wut auszumachen, in Nutzbarkeiten zu übersetzen und den Raum für verschiedene Ansätze bereitzustellen. Mit WUT-Expert:innen aus unterschiedlichen Lebens- und Schaffensbereichen wurden Fragen erörtert, Stimmen gehört, Versuche gestartet, Perspektiven eröffnet und neue Ebenen erschlossen.
Von außen nach innen, zwischen negativer Darstellung und positivem Verkaufen, zwischen Mitgerissen sein und schmerzhafter Selbsterfahrung, zwischen überbordender Energie und hemmungsloser Stille; go plastic lädt ein zu Auseinandersetzung und Teilhabe und begibt sich mit dem Publikum auf eine Rundreise durch die Gefilde der Wut.

Es beginnt mit einer Faustübung für alle. Eine Faustübung in mehreren Stufen. Zuerst wird eine Faust an Ort und Stelle geballt, dort, wo sie hängt, die eigene Hand. Die Hand, die sofort aufhört zu hängen, sobald sie eine Faust ist. Eine Faust kann nicht hängen, oder?
In den ersten Minuten von mind the rage führen Performer*innen durch einen fluiden Ausstellungsraum, in dem sich mittels Sprache und Bewegung herbeizitierte Kunstwerke und reale Objekte und Videoarbeiten abwechseln. Im Schnelldurchlauf bewegen sich die Besucher*innen durch eine Kulturgeschichte der Wut. Unter anderen anzitiert werden Jackson Pollock, Beyoncé, eine Darstellung des gerechten Zorns Gottes. Auf dem Boden berührbare Objekte aus Samt, von der Decke herabhängend drehen weiße Fetzen, Arbeiten tragen Titel wie: auf die Palme gebracht. So werden Assoziations- und Denkspuren gelegt. Die Musik setzt ein. Der Schrei einer Möwe schwebt durch den Raum.
go plastic ertastet in diesem Stück die unterschiedlichen Qualitäten von Wut, ertastet Wut auch als motivierende Kraft zur Veränderung und lässt Fragen aufkommen wie: Was macht es mit der eigenen Aufnahmebereitschaft von Informationen, wenn diese Informationen mit einer deutlichen Emotion vorgetragen werden? Erlebte Sätze werden erinnert: Da mögen deine Argumente schlüssig sein, wenn du sie so emotional vorträgst, nimmt dir das jede Glaubwürdigkeit. Erinnert wird auch: Ich habe nicht widersprochen. Warum?
Eine Performerin erklimmt eine Leiter aus Leuchtstoffröhren, trotzdem bleibt sie am Rand des Teppichs, no golden playground. Auf dem Teppich, auf dem sie nicht ist, kann sie nicht bleiben.

Ulrike Feibig, Autorin Sommer 2023

GALERIE

AUFFÜHRUNGEN

Uraufführung:

LOFFT – DAS THEATER // Leipzig • 4. November 2022 // 20:00 Uhr

Vergangene Vorstellungen:

LOFFT – DAS THEATER // Leipzig • 5. & 6. November 2022
HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste // Dresden • 25. & 26. November 2022 im Rahmen von time & s_pace 10 Jahre go plastic
HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste // Dresden • 25. Januar 2024

Vergangene Performances:

WUK Theaterquartier // Halle (Saale) • 8. Oktober 2022 // 20:30 Uhr
E-Werk Freiburg // Freiburg • 16. & 17. Juni 2023 im Rahmen von DANCE DATES

PRESSE

„…Wut in Körpern
go plastic company zeigen im Leipziger Lofft „mind the rage“ als performative Installation zu Wut.

Gefühlsumbrüche, die sich in den Körpern materialisieren: Ansteckungsgefahr!… dieser Tanzabend ist kein Tanzabend, sondern eine performative Installation, und auch die später folgenden Tanzminiaturen, dargeboten von Inês Carijo, Cindy Hammer, Suzette Sagisi und Esther Schachenmayr in den verschiedenen Räumen des Lofft, verstehen sich selbst als Exponate. Das Publikum wird so Zeuge verschiedener tänzerischer Erregungszustände und bleibt bis zum Finale in ständiger Bewegung, um den einzelnen Tanzszenen drinnen und draußen zu folgen. Ob diese jetzt aber zielgenau Wut adressieren, das bleibt eher vage, ebenso der Punkt der Wut als politische Strategie, die zwar szenisch angerissen aber nicht vertieft wird. Schlussendlich sind es vor allem Gefühlsumbrüche, die sich in den Körpern materialisieren, aber der spezifische Wutfaktor überträgt sich in dieser ansonsten außerordentlich geglückten Performance nur, wenn man genau ihn erwartet…“

Torben Ibs, 06.11.2022 tanznetz.de
komplette Rezension

CAST & CREW

Konzept:

go plastic company

Performance von und mit:

Alexandra Börner, Inês Carijo, Nicki Fehr, Cindy Hammer, Suzette Sagisi,
Esther Schachenmayr, Benjamin Schindler, Susan Schubert

Texte / Autor:innen:

Inês Carijo, Cindy Hammer, Suzette Sagisi, Esther Schachenmayr,
Benjamin Schindler, Susan Schubert

Musik / Sounds / Komposition:

Nicolaus Fehr, go plastic company

Material / Kostüm / Bühne:

Alexandra Börner, go plastic company

Toi Toys:

Alexandra Börner

Video / Künstlerische Dokumentation:

Benjamin Schindler, go plastic company

Assistenz:

Sinnica Klatt

Technische Leitung / Lichtdesign:

Benjamin Henrichs, go plastic company

Produktionsmanagement:

Michaela Jarosch, go plastic company

Art-Work:

Stephan Tautz, go plastic company

Fotos:

Josefine Schulz, go plastic company

Öffentlichkeitsarbeit:

Thomas Natzschka

Expert:innen:

Arias Joker, Gwen Kyrg, Rosalie Wanka, Patricia Carolin Mai, Ophelia Young,
Joseph Hernandez, Johanna Lauckner, Steph Quinci, Saskia Horton

Interviews:

Inês Carijo, Nicki Fehr, Suzette Sagisi, Esther Schachenmayr, Gwen Kyrg,
Stephanie Hauser, Michael Roth, Arias Joker, Patricia Carolin May, Katja Grohmann, Ophelia Young, Joseph Hernandez, Johanna Lauckner

Outside Eye:

Johanna Lauckner, Joseph Hernandez, Nora Otte

Danke an:

Saale Bulls Halle

PARTNER- / FÖRDER:INNEN

Eine Produktion der go plastic company in Koproduktion mit dem TANZ_TAUSCH_NETZWERK, LOFFT – DAS THEATER, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und WUK – Theaterquartier Halle (Saale).

Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ – STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR. Hilfsprogramm Tanz. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Mit freundlicher Unterstützung von TANZ_TAUSCH_RESIDENZ, TanzNetzDresden und TENZA.

RESEARCH & PROBEN

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