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a b o u t : b l a n k

Die Karten wurden neu gemischt.
Ich sehe alles vor mir.
Die Bilder pulsieren. Wie Bässe.
Sonderbar.
Mir fehlt genau ein Teil.
Das eine Glied in der Kette.
Zermatere mir das Hirn.
Spüre meinen Rücken, die Kratzer. Gut so!
Die Ahnung eines Lächelns. Mundwinkelzucken.
Richtung unklar.
DANGER!
Sie ziehen an mir vorbei, so funkelnd.
Rätselhafter Glanz in den Augen.
Die Betrachtung läuft millimeterweise.
Erwisch mich selbst dabei. Mündet in Verlegenheit.
Präsenz nimmt mich ein.
Umfängt mich wie eine Umarmung.
Ich lasse mich los.
Und falle. Wie ich noch nie gefallen bin.

Die letzte Szene von „about:blank“: drei Tänzer:innen in weißen Perücken und wehenden Hosen wie aus einem 60er Woodstock Film tanzen lasziv dem Ende entgegen. Hier zeigt sich die unverkennbare Handschrift von go plastic, gekennzeichnet durch das Surreale, das Groteske und das Spiel mit Stereotypen. Kitsch und Popkultur spielen dabei genauso eine Rolle wie verschiedene Filmgenres, u.a. das Genre Thriller, das Ausgangspunkt ihrer Arbeit „about:blank“ aus 2014 ist.
Der Abend lädt das Publikum auf eine Reise durch die Welt der Thriller und Krimis ein, die in ihrer Düsterheit und surrealistischen Stimmung fast einem Trip ähnelt. Tanz, Sprache und Lichtstimmungen erzeugen ein absurdes Spiel, das mit den genrespezifischen Figuren spielt: hier wirken die Performer:innen im Verhör wie aus der Betty Ford Klinik, der Kommissar trägt wie selbstverständlich ein Tutu und deklamiert ein Medley von Texten aus „Tatort“ und Hollywood Filmen, die Tänzer:innen torkeln in mörderischen High Heels über die Bühne, die in gebrochenen Solis enden. Immer wieder kreiert go plastic stimmungsvolle Bilder, die uns in die Welt der Filme entführt. Und am Ende sehen wir diese verführerischen tanzenden Figuren. Gefallene Engel. Ein Bild, das sich bis heute, 2021, in meinem Kopf eingeprägt hat. Das ist die theatrale Qualität von go plastic.

Carmen Mehnert (Dramaturg, Curator, Agent) Summer 2021

VIDEO

GALERIE

AUFFÜHRUNGEN

Uraufführung:

HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden • September 2014
Im Rahmen des 3. modul-dance Festivals YOUNG EUROPEAN CHOREOGRAPHERS

Gastspiele / Weiterentwicklungen / Ausschnitte:

work in progress  • ZENTRALWERK DresdenSeptember 2014

Olo Bianco Festival Magdeburg • Oktober 2014

HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste DresdenMärz 2015

HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden • in a row festival • September 2017

PRESSE

Die Dresdner Choreografin und Tänzerin Cindy Hammer geht mit ihrer Kompanie „go plastic“ unbeirrt von Trends und Moden ihren Weg. Sie mischt die Genres und hat keine Furcht vor großen Themen. So widmete sie sich mit ironischer Melancholie „Schwanensee“-Motiven, ist „Mit Alice in den Städten“ unterwegs und jetzt ist sie sogar kriminell geworden. „About:Blank“ heißt ihre neue Arbeit um Tanz und Todschlag, für die sie sich vom Genre des Thrillers oder auch des serienmäßig gefertigten TV-Krimis anregen ließ. Nicht dass jetzt ein kriminelles Handlungsballett zu erwarten wäre. Aber das unverzichtbare Blaulicht blinkt an den Sohlen mörderischer High Heels einer Tänzerin, ein Kommissar gerät im Umgang mit dem schönen Geschlecht in kriminelle Leidenschaften, wofür er am Ende ins Tutu gesteckt wird. Er hebt das Röckchen, wenn drei verführerische Engel, von denen einer männlichen Geschlechts ist, für ihn tanzen. Zwei Tänzerinnen geben sich lasziv oder geheimnisvoll, sie stürzen ab und stehen auf und nehmen bei grotesken Bewegungsmustern Elemente einer Thriller-Show lustvoll auf die Schippe. Isabelle Schramm und Sarah E. Lewis sind die Serientänzerinnen, der kraftvolle Tänzer Jared Marks in kurzen Hosen begibt sich in unterschiedliche Rollen, Mörder oder verdeckter Informant, oder auch beides, wer kann das noch ganz unterscheiden. Der bewegungsbegabte Schauspieler Wolfgang Boos jongliert mit Versatzstücken aus „Tatort“-Kommissar-Kitsch-Motiven ebenso wie mit augenzwinkernd präsentierten Versatzstücken aus Hollywoods Rumpelkammer.
Dazu passen die Zusammenstellung der Musik, machmal meint man sie zu kennen und liegt dann beim Blick in den Programmzettel, der fast so viele Namen wie der Abspann eines Krimis auflistet, doch falsch. Andere, wie Bruce Springsteen, High Water oder Falco und Astrud Gilberto, passen wie die berüchtigte Faust aufs Auge, womit man wieder beim Genre wäre.
Apropos Genre, könnte es sein, dass Cindy Hammer gerade mit ihrer Kompanie dabei ist, ein neues zu kreieren? Oder gab’s das schon, so etwas wie ein groteskes Boulevard-Tanz-Theater? Falls nicht, dann los, bitte, auf jeden Fall.

Boris Michael Gruhl, tanznetz.de 29.09.2014

CAST & CREW

Konzept / Choreographie:

Cindy Hammer

Dramaturgie:

Susan Schubert

Tanz / szenische Darstellung:

Isabelle Schramm / Sarah E. Lewis / Jared Marks / Wolfgang Boos

Video:

Benjamin Schindler

Licht:

Johannes Zink

Musik:

Various Artists

Texte:

go plastic / Johannes Herwig

Bühnenbild / Ausstattung:

Elisabeth Rosenthal / go plastic

Kostüm:

Janette Lifzik / Sarah Hoemske

Produktionsleitung – Assistenz:

Josefine Wosahlo

Technische Leitung:

Benjamin Henrichs

Fotografie:

Juliane Müller / Stephan Tautz

Artwork:

Stephan Tautz

PARTNER- / FÖRDER:INNEN

Eine go plastic Produktion in Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden – Amt für Kultur und Denkmalschutz und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Mit freundlicher Unterstützung der TENZA schmiede Dresden, TanzNetzDresden, tanteleuk und GrooveStation.

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